BuchBerlin 2018
Ich sitze an meinem Schreibtisch, vor mir ein Berg Info-Materialien. Da gibt es Werbekarten, Visitenkarten, Leseproben, Lesezeichen, Kugelschreiber, Aufkleber, Kataloge, Prospekte jeder Art und sogar ein Notizblock und ein Buchkalender für 2019.
Ganz
nach unten gerutscht dann der Messekatalog der 5. BuchBerlin, die vom
24. - 25. November 2018 im Berliner Kongresshotel Moa statt fand.
Noch immer bestaune ich meine Ausbeute, nehme eines nach dem anderen in die Hand. Ich versuche mich an die Gesichter zu erinnern, die hinter den Werbekarten oder Leseproben stecken. Noch gelingt es mir ganz gut, wobei die Erinnerung schwindet. Einige wenige werden mir aus diesem oder jenem Grund lebhaft im Gedächtnis bleiben, manche auch in schlechter.
So
bin ich noch immer fassungslos, mit welcher Ignoranz der Amrun-Verlag
mich als Messebesucher und potentielle Kundin behandelt hat.
Offensichtlich hielt sich der junge Mann im schlecht sitzenden Anzug
für etwas Besseres oder fühlte sich von Messebesuchern zunehmend
belästigt.
Dem Amrun-Verlag kann ich nur raten, sich gut zu überlegen, wem er als Standbetreuer/Verlagsangestellten schickt. Freilich, wenn der Verlag genug Kunden hat, kann er sich auch jemanden leisten, der auf Anfragen mit patzig und dummen Antworten punktet. Glücklicherweise blieb das die einzige Ausnahme mit fadem Beigeschmack.
Alle anderen Gesprächspartner zeigten sich aufgeschlossen und beantworteten meine Fragen gern und ausführlich. Sie stellten mir ihre Bücher vor oder ihr Verlagsprogramm, wiesen mich auf Neuerscheinungen hin und gaben Empfehlungen.
Ich plauderte mit ganz aufgeregten Autorinnen und Autoren, die ihr erstes Buch herausgebracht haben und mit erfahrenen „Hasen“. Ich sprach mit Graphikerinnen und Graphiker und tauschte mit ihnen Tipps hinsichtlich der Covergestaltung aus.
Auf einzelnen Lesungen, die leider viel zu wenig besucht wurden, konnten ich das Zusammenspiel von Autor und Leser verfolgen. Manchmal klappte es prima, manchmal kamen die Zuhören und Autoren nur schwer ins Gespräch. Es ist halt nicht jeder für das Rampenlicht geboren. Der Zuspruch der Zuhörer ermutigte dennoch die eine oder andere Autorin bzw. Autor.
Die Messe wurde intensiv zum Erfahrungsaustausch genutzt, als Informationsbörse und natürlich auch als das größte Einkaufsparadies für Leserinnen und Leser die sich gleich vor Ort mit den neusten Bücher versorgten, die in dieser Vielfalt nicht im regulärem Buchhandel vorrätig sind.
Ich
selber hatte mir fest vorgenommen, kein Buch zu kaufen. Nicht, weil
ich nichts gefunden hätte, aber wenn zu Hause noch jede Menge
ungelesene Bücher warten, halte ich es für kontraproduktiv diesen
noch weitere hinzuzufügen. Dennoch, der eiserne Vorsatz wurde von
zwei jungen Herren durchbrochen, einem Autor und seiner Muse. Bastian
Süden, ein charmanter Wiener, vertreibt seine Reihe „Bengelträume“
als Self-Publisher. Endlich ein Mann, der Gay-Storys schreibt, die
nicht nur von Frauen gelesen werden. So etwas fällt in dem Genre
auf, da der überwiegende Teil des Gay-Genres von Frauen sowohl als
Autorinnen als auch als Leserinnen bestritten wird. Ein Blick in dem
Bereich der Messe untermauert meine freche Aussage. Frauen unter der
Regenbogenfahne und definitiv waren nicht alle lesbisch.
Im Angebot unter den Regenbogenfahnen fanden sich natürlich auch Bücher und Flyer von den Homo Schmuddel Nudeln, die ich seit etwa einem Jahr gleichfalls mit Werken unterstütze. Hier sollten wir Autoren nicht nur einzeln sichtbar sein, sondern vielleicht doch irgendwann einmal mit einem eigenen Stand. Reichlich Bücher haben die Homo Schmuddel Nudeln und bekannt sind sie inzwischen auch, wenn selbst die charmanten Buben aus Wien eifrig nickten. Da ist also noch viel Luft nach oben.
In
diesem Sinne freue ich mich schon auf die nächste Messe.