Faust im Bücherparadies - Bücherparadies Teil 2

Faust ist bekannt wie ein bunter Hund - nicht unbedingt beliebt, aber jeder hat zumindest von ihm gehört. Er ist Goethes bekanntestes Werk „Faust, der Tragödie erster Teil“. Nun wurde die kleine Reclam-Ausgabe, zusammen mit anderen Büchern, in das „Bücherparadies“ gebracht. Hier, unbemerkt von den Menschen, führen Bücher ihr eigenes verborgenes Leben. Für Faust beginnt eine Zeit der Abenteuer.

ca. 2.800 Wörter

„Faust im Bücherparadies“ ist die Fortsetzung des Buches „Bücherparadies“.

ISBN: 978-3-7438-9490-7 | ASIN: B07N7QCPZ1 | 1,49 Euro

Kindle-Format (erhältlich bei Amazon
ePUP-Format (erhältlich in diversen Online-Shops wie z.B. Thalia | Hugendubel)


Leseprobe

Kaum waren die letzten Schritte auf dem Flur verklungen und das Licht in der Halle erloschen, hob ein Rascheln an, so dass Faust seine eigenen Buchseiten nicht mehr hören konnte. Aus dem chaotischen Durcheinander vernahm er, wie Falco sich mit W. noch immer stritt, Liebesromane sich die heißesten erotischen Tipps zuriefen und Detektive über angeblich unlösbare Fälle brüteten. „Elementar, Watson, elementar“, meinte Sherlock Holmes belehrend vom Krimistapel her.

Irgendein vorlautes Buch erzählte Klingonen-Witze, was sofort von sämtlichen Star Trek-Romanen in Hörweite mit stimmlichem Laserfeuer beantwortet wurde.

„Auf ihn Brüder, heute ist ein guter Tag zum Sterben“, rief eines der Bücher mit klingonischem Akzent.

„Ach hören Sie doch auf Worf, dieses Buch kann man doch nicht ernst nehmen“, entgegnete eine befehlsgewohnter Stimme, der die anderen Star Trek-Bücher zustimmten.

„Wie sie meinen, Captain“, entgegnete der Klingone gehorsam.

Gegen Mitternacht erwachten die Vampir-Bücher und Lestrat beglückte alle, die zuhörten, mit seinen Geschichten, besonders mit seinem Interview mit einem Vampir. Freilich beeindruckte so ein Gerede den kleinen Faust nicht. Er, der Geister heraufbeschwören konnte, wölbte gelangweilt den Buchrücken. Bei den Liebesromanen dagegen kamen Lestrat und seine Kumpel gut an. Hier fanden sie begeisterte Zuhörer.

Erst als es bereits zu dämmern begann, verstummten die Bücher und zogen sich in ihren Seiten zum Träumen zurück.


Der folgende Vormittag verging geruhsam. Nach dem Frühstück begannen sich die Lesekundigen wieder mit den Büchern zu beschäftigen. Faust freute sich, von einem Hotelgast aufgehoben zu werden. Dem Mann amüsierten sogar die angesengten Buchseiten.

Zusammen mit anderen Bücher brachte er das Reclam-Heft in sein Hotelzimmer und stapelte die Bücher, nach Themen sortiert, auf das breite Fensterbrett. Als die Reihe an Faust kam, schien es keine passende Zuordnung zu geben. So stellte der Mann das kleine Buch dekorativ aufrecht vor den Stapel.

Als die Bücher wieder unter sich waren, klappte sich Faust ein wenig auf, um sicherer stehen zu können. Es war Ewigkeiten her, dass er in einem Fester abgelegt wurde und auf die Welt hinaussehen konnte. Sein Blick fiel auf eine Parkanlage mit mächtigen Kastanienbäumen. Unter ihnen und im gesamten Park verteilt, standen Sitzgruppen. Fast alle Plätze waren mit Hotelgästen belegt, die entweder leise miteinander sprachen oder lasen. Faust seufzte zufrieden. All diese Leute, die in das Bücherparadies kamen um zu lesen, machten ihn glücklich. Nicht zuletzt, weil auch er auserwählt worden war und bald ein neues Zuhause bekam. Trotz der angekokelten Blätter. Was sollte jetzt noch schief gehen? So hatte der kleine Faust eine gute Zeit, viel zu sehen und war mit sich und der Bücherwelt im Reinen. „Im Augenblick möchte ich sagen, verweile doch, du bist so schön“, flüsterte er leise sich selbst zu.

Teil 1: Bücherparadies